Sonntag, 21. September 2014

Nie im Leben darf das zählen!

VON JEREMIAS RENNER


Das zweite Mainzer Tor beim Sieg gegen Dortmund war regelwidrig – und keiner hat's gemerkt.

Überraschung am 4. Spieltag der Bundesliga: Mainz 05 schlägt den BVB mit 2:0. Das entscheidende Tor fällt in der 74. Spielminute. Nationalspieler Matthias Ginter grätscht die Hereingabe des Mainzers Jairo im letzten Moment vor Ex-Dortmunder Jonas Hofmann ab – allerdings ins eigene Tor. Hofmann war beim Abspiel im Abseits, berührte den Ball aber nicht. „Alles korrekt also“, befindet der Sportstudio-Kommentator.

BITTE?!

Liebe Fußballfreunde, NIE IM LEBEN darf dieses Tor zählen!

Der einzige Grund, aus dem Ginter grätscht, ist – richtig, der im Abseits stehende Jonas Hofmann. Damit ist die Abseitsstellung natürlich strafbar. Genau, wie der Spieler, der einem Torwart im Abseits stehend die Sicht versperrt, irritiert Hofmann seinen Gegenspieler und zwingt ihn, einzugreifen. Aus dem Abseits heraus, also regelwidrig. Auch die offiziellen Fifaregeln lassen wenig Interpretationsspielraum. Dort kann man lesen: „Ein Angreifer rennt zum Ball und hindert den Gegner daran, den Ball zu spielen oder spielen zu können.“ Klarer Fall also eigentlich. Auch wenn Ginter natürlich „nur“ daran gehindert wird, den Ball kontrolliert zu spielen.


Mainz' Jairo will Hofmann anspielen, dieser steht im Moment der Ballabgabe im Abseits (li.). Ginter kommt im letzten Moment dazwischen und versucht, vor dem einschussbereiten Hofmann zu klären, trifft aber das eigene Tor (re.). Hofmann berührt zwar den Ball nicht, zwingt Ginter aber zur Grätsche. Grafik: jre.
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Der Vorwurf geht hier weniger an den Schiedsrichter – Fehlentscheidungen passieren natürlich. Vielleicht wurde auch schlicht die Abseitsstellung übersehen, schließlich war es hauchdünn. Nicht einmal Jürgen Klopp beschwerte sich, vielleicht ist es auch ihm entgangen. Aber was ist das bitte für ein Qualitätsjournalismus, wenn das ZDF verkündet, ein Tor sei korrekt, und niemand, weder der Spiegel, noch der Kicker, hinterfragt das?! Peinlich.

Witzig eigentlich, dass sich in einer ganz ähnlichen Szene alle einig waren. Bei Augsburg gegen Werder erregte eine Szene ganz besonders den Ärger von Gästetrainer Robin Dutt, nämlich die Entscheidung auf Elfmeter nach Foul von Bartels an Bobadilla. Wieder hat ein im Abseits stehender Spieler den Ball nicht berührt. Diesmal analysiert das ZDF richtig: „Weil Mölders grätscht und somit Raphael Wolff (Werders Keeper) herausfordert, wird seine Abseitsposition strafbar.“ Richtig. Allerdings für mich bei weitem nicht so eindeutig wie bei Hofmann. Sei's drum.

Oder irre ich mich? Dann gebe mir bitte jemand bescheid, bevor ich noch bei Markus Merk oder Urs Meyer anrufe und mich lächerlich mache....

Ach, und wenn wir schon bei der Regelkunde sind: Lächerlich waren auch mal wieder einige Handelfmeter, die gepfiffen oder gefordert wurden. Vergrößerung der Körperfläche, natürliche Handbewegung, pi, pa, po. Was ein wirklich absichtliches Handspiel ist, hat Bayerns Manuel Neuer am Samstag beim Spiel in Hamburg doch eigentlich eindrucksvoll genug demonstriert. Alles andere ist kleinlich.

4 Kommentare:

  1. Ich habe es eben nur in der Zusammenfassung auf Sport1 gesehen. Demnach war Jairo schon am Dortmunder vorbei. Minimal. Aber Abseits wäre dann gar kein Thema mehr.

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    1. Deshalb kann es ja nach wie vor Abseits sein, kommt ja nur auf die Höhe des Balles an im Moment des Abspiels... Und da war Hofmanns Fuß schon knapp davor. Und ja, klar, es ist hauchdünn und saumäßig schwer zu sehen.
      https://www.youtube.com/watch?v=nZVmfHFCy9g
      Oder was meinst du?

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  2. Markus Merk sagte bei Sky, der Treffer von Mainz war korrekt.

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    1. Interessant, dass immerhin Sky nachgehakt hat... und interessant, dass Merk das so sagt. Ändert aber nichts an meinem Gerechtigkeits- und Logikempfinden, nach dem so etwas abgepfiffen werden sollte.

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