VON STEFAN MATERN:
„I can’t believe it. I can’t believe it. Football. Bloody hell.“
Dies sind die Worte eines der größten Trainer aller Zeiten, die Worte Alex Fergusons kurz nach dem Gewinn der Championsleague 1999 im Herzschlagfinale gegen den FC Bayern München und dem damit verbundenen Triplesieg.
Wenig später wurde aus dem ehemaligen Werkzeugmacher und Pub-Betreiber ein „Sir“, die Queen schlug ihn zum Ritter. Manchester United war auf dem Höhepunkt seiner Strahlkraft angelangt, auf dem Fußball –Thron Europas.
Und heute?
Jene Legende, jener Startrainer der sich spätestens 1999 unsterblich gemacht hatte, trat im Mai 2013 zurück und hinterließ Fußstapfen, die zu füllen es einer riesigen Portion Selbstbewusstsein und Fachwissen bedurfte.
David Moyes, seines Zeichens Schotte wie der Große Sir selbst, machte sich auf um dieses Erbe anzutreten. Die Trauer nach der vermeintlichen Apokalypse, Fergusons Abdankung, war groß. Bald darauf jedoch, nach der Verpflichtung des ehemaligen Everton-Trainers Moyes, begann sich die Verzweiflung und Trauer in Aufbruchsstimmung zu wandeln. Zumal jene Verpflichtung auf Anraten des Ex-Trainers und auch der United-Legende Bobby Charlton in die Tat umgesetzt worden war.
Doch nun, nach dem achten Spieltag der Premier League scheint sich Ratlosigkeit breit zu machen. Acht Spiele, acht Punkte, achter Platz. Acht Punkte Rückstand auf die Spitze. „Achtung“ sagte zuletzt auch Ex-United Star Gary Neville, der Zweifel hegt ob Moyes der richtige Mann für den Neustart ist.
Gegen den Stadtrivalen City kam man mit 4:1 unter die Räder, das kratzt am Selbstverständnis des eigentlichen Platzhirsches, zumal wenig später die peinliche Heimpleite mit 1:2 gegen West Bromwich Albion folgte. Doch ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass diese Startschwierigkeiten, nach dem bedeutendsten Trainerwechsel der modernen Fußballgeschichte, niemanden wirklich überraschen. Weitaus schlimmer jedoch als die spielerischen Defizite der Mannschaft, die Selbstvertrauen, Kreativität und Spaß am Spiel vermissen lässt, sind die fehlenden Ergebnisse. Immer wieder werden Vergleiche zur Ära Ferguson gezogen, als die Mannschaft selbst späte Tore erzielte, anstatt sie wie jetzt zu kassieren.
Eine wahrhaftige Antithese. Und immer wieder stellt sich auch die Frage, ob das Erbe der Legende, die Herkules Aufgabe den Trainerstuhl Fergusons zu übernehmen, nicht doch zu groß für Moyes ist?
Bei genauerer Betrachtung jedoch lässt sich erkennen, dass die Arbeit die Moyes ablieferte, alles andere als schlecht war. Er übernahm eine Mannschaft die sich im Umbruch befand und immer noch befindet, er meisterte den Riesenwirbel um Wayne Rooney zu Saisonbeginn, lässt sich weiterhin nicht beirren und arbeitet akribisch am Erfolg. Der ehemalige Innenverteidiger hat jedoch ein riesiges Problem. Der Schatten Fergusons sucht ihn immer wieder heim. Zuletzt kam wieder einmal Unruhe ins Team, nachdem Fergusons Biographie veröffentlicht wurde.
Gott ist tot, nach ihm wird nicht mehr gesucht.
Das wäre der Idealzustand für Moyes, ein ruhiges Arbeitsklima ohne die ständigen Quervergleiche zu Ferguson. Doch dass diese paradiesische Situation nicht eintreten würde wusste er. Er wusste auch, dass er einen schwierigen Spagat zu meistern haben würde, den Spagat zwischen der eigenen Authentizität, dem Finden einer eigenen Spielphilosophie, und dem Erfüllen der Erwartungen dass sich der Status des Branchenprimus, wie unter Ferguson als zutreffend erweist, und nicht verändert.
Es bleibt zu hoffen, dass sich Old Trafford an den Gedanken gewöhnt ein Leben ohne den Sir zu führen, ein Leben dessen Stunde Null, dessen Geburtsjahr schwierig und steinig wird, ein Leben das jedoch wie jedes andere die Chance hat ein großartiges zu werden.
Denn die Ellipse Manchester United kann wieder zusammenwachsen. Sie braucht nur wie jede aufgerissene Wunde, wie jedes Fußballteam im Umbruch, Zeit. Zeit für den Trainer, Zeit für die Spieler, Zeit die die Fans ihnen geben können.
Denn es gilt auf ewig:
„ It doesn’t matter who leaves, the name of Manchester United does not leave.“
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